Vertreibung, Flucht, Krieg und Tod – erschütternd aktuell sind die Themen und die kriegsverherrlichenden Bibeltexte des 1738 von Händel komponierten Oratoriums über den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Entstanden ist eine aus der Musik heraus geschaffene eigene Bilderwelt, die zwar Bezug zum Text nimmt, dabei aber ihre eigene Geschichte erzählt.
Als kritische Kommentarebene und weibliche Sichtweise auf die stark patriarchalisch geprägten Bibeltexte werden Gedichte der syrischen Lyrikerin Hala Mohammed, die speziell für diese Inszenierung verfasst wurden, rezitiert und bringen die Ängste, Verluste und die Trauer der in Paris im Exil lebenden Dichterin zur Sprache.
Im Zentrum des Werkes steht der Chor. Er bildet das Volk, wechselt die Seiten und ist Opfer und Täter zugleich. Gegenübergestellt sind ihm vier Solist*innen als ewige Verkörperung von Religion, Kirche, Militär und Monarchie. Sie halten die Fäden in der Hand und (ver)leiten das Volk.

„Diese neue Potsdamer Lesart des alten Händelschen Oratoriums ist aktuell, verstörend, aufregend. Und absolut sehens- und hörenswert.“
– Christopher Warmuth, Frankfurter Allgemeine Zeitung



„Auch szenisch (ist die Aufführung) ein Ereignis, gelingt der jungen Regisseurin Verena Stoiber und ihrem Team (Bühne: Susanne Gschwender, Kostüme: Sophia Schneider) ein Abend aristotelischer Erschütterung.“
– Opernwelt


Oh Schwalbe
Die du vor unserem Frühling davonfliegst halt ein.
Im Abzugsrohr des Holzofens
das hineinführt ins Haus
hast du dein Echo zurück gelassen.
Oh Schwalbe
Deine Feder am Fenster
Mit der haben wir das Bild des Märtyrers geschmückt
Worauf der Tod dem Bild entflog.
Oh Schwalbe
halt ein.
Das Strohhaus ist für den, der es errichtet.
– Gedicht von Hala Mohammad
(aus dem Arabischen von Nadine Hassan)

